Die HSUS investiert in Robbenmord

Ein weiteres Beispiel für das Anlegen verschiedener Standards hinsichtlich unseres Umgangs mit nichtmenschlichen Tieren lieferte kürzlich die Humane Society of the United States (HSUS): Um die kanadische Meerestierindustrie zur permanenten Aufgabe der Robbenjagd zu bewegen, forderte sie die Verbraucher auf, vorerst keinerlei vor den Küsten Kanadas getöteten Meerestiere mehr zu kaufen und ein entsprechendes Gelöbnis zu unterzeichnen.

Wie aus diesem hervorgeht, verdient „eine kleine Gruppe“ ostkanadischer Fischer einen „winzigen Bruchteil“ ihres Jahreseinkommens am Verkauf von Robbenfell. Die HSUS sieht allerdings kein moralisches Problem darin, Fische, Krabben, Hummer etc. aus anderen Ländern zu unserer Gaumenfreude töten zu lassen. Sobald Kanada offiziell das Ende der jährlichen Robbenjagden erkläre, zählten auch alle Meerestiere aus dem kanadischen Raum ebenfalls wieder zu den ethisch unbedenklichen „Lebensmitteln“.

Uns Menschen erscheinen Robbenbabies niedlicher als Heringe, und mit Bildern von Robbenbabies lassen sich Spenden einfacher sammeln als mit Bildern von Garnelen. Durch menschliche Wahrnehmung definierte Kategorien können jedoch keine gültige Grundlage sein für die unterschiedliche Behandlung empfindungsfähiger Lebewesen. Ein Dorsch hängt nicht weniger an seinem Leben als eine Robbe an dem ihren. Die HSUS untermauert hier (wieder einmal) die speziesistische Einschätzung, einige Tiere hätten einen höheren moralischen Wert als andere; es sei in Ordnung, Tiere der einen Art für unser Vergnügen (am Geschmack ihres Fleisches) zu töten, Tiere der anderen Art für unser Vergnügen (am Tragen eines Pelzmantels) zu ermorden hingegen nicht.

Ginge es der HSUS um die Durchsetzung der Tierrechte und damit um die Abschaffung der Ausbeutung jeglicher Tiere (Muscheln, Robben, Menschen), würde Kampagnen wie dieser der Eindruck von Inkonsequenz und Verwirrtheit anhaften. Da es aber um Geld geht und nicht um Gerechtigkeit, ergibt das geschickte Marketing des Tierschutzunternehmens HSUS durchaus einen Sinn (die HSUS verfügt über ein Jahresbudget von 150 Millionen Dollar und über ein Betriebsvermögen in Höhe von 225 Millionen Dollar, benötigt aber nach eigenen Angaben für die erfolgreiche Durchführung der Anti-Robbenjagd-Kampagne weitere 1,2 Millionen Dollar Spendengelder).

Anstatt sich für das Recht aller empfindungsfähigen Tiere auf ein autonomes Leben einzusetzen und über den einzigen Weg dorthin – Veganismus – aufzuklären, werden jedoch einzelne spendenwirksame Arten als unschuldige Opfer hervorgehoben und andere unmittelbar zur Jagd freigegeben. Auf diese Weise werden Menschen, welche die Tierausbeutungsproblematik eigentlich ernst nehmen, vom einzig nachhaltig und ganzheitlich wirksamen Weg – Veganismus – abgehalten, indem ihnen laufend unausgeglichene Bilder von „humanem“ und „inhumanem“, von „richtigem“ und „falschem“ Mord an Nichtmenschen vorgeführt werden.

If you end the hunt, I will buy Canadian seafood.
– Ilona (Tilburg, Netherlands)

Veröffentlicht am 6. Mai 2010