Johnny Weir: Pelz ist Leder ist Pelz

Im Verlauf der kürzlich zur Neige gegangenen Olympischen Winterspiele entschied sich der Eiskunstläufer Johnny Weir, kein Stück Fell eines Polarfuchses an seiner linken Schulter zu tragen. Wachsame Tierschützer hatten ihm zuvor so viel Aufmerksamkeit gewidmet, dass er seine Olympiateilnahme und seine persönliche Sicherheit nicht wegen eines Stücks Polarfuchs aufs Spiel setzen wollte.

Nach eigenen Angaben erhielt Weir hasserfüllte E-Mails und Todesdrohungen, die Organisation Friends of Animals forderte ihn in einem offenen Brief dazu auf, die Fellapplikation von seinem Kostüm zu verbannen.

Den Verzicht auf das Stück Fell an seiner Schulter begründete er leider nicht damit, dass er nun über das Recht aller Tiere an ihrer eigenen Haut aufgeklärt sei und es in Zukunft respektieren wolle. Vielmehr sei ihm seine persönliche und die Integrität der Olympischen Spiele wichtiger als sein Outfit. Dennoch betonte er, seine Entscheidung sei kein Zugeständnis an seine Bedränger, sondern lediglich eine Schutzmaßnahme.

Weirs Einlenken wurde auf Seiten der Tierschützer als „Sieg“ verbucht. Doch was ist gewonnen? Erstens: Ein Eiskunstläufer lässt ein Stück Fell zu Hause. Zweitens: Die speziesistische Allgemeinhaltung wird bestärkt, indem ausgerechnet von einer Tierschutzorganisation auf drastische Weise zwischen der Verwendung von Häuten verschiedener Tierarten unterschieden wird.

Jeder Läufer trägt Schlittschuhe, die aus Kühen gemacht sind,

erwiderte Weir,

vielleicht trage ich einen niedlichen kleinen Fuchs, während alle anderen Kuh tragen, aber wir tragen trotzdem alle Tiere.

Damit sprach er eine Tatsache an, die den Tierschutzaktivisten trotz ihrer Offensichtlichkeit entgangen war: Es kann kein moralischer Unterschied gemacht werden zwischen der Verwendung von behaarter Tierhaut und unbehaarter Tierhaut. Die Frage ist nicht, ob der Hautbesitzer süß oder hässlich war, alt oder jung, frei oder gefangen, Mensch, Kuh oder Schwein – allem voran müssen wir die Frage beantworten, ob wir es rechtfertigen können, empfindungsfähige Lebewesen zu trivialen Zwecken zu benutzen.


Veröffentlicht am 2. April 2010