Schüsse hier, Schüsse dort

Wieder einmal wurde ein Fall bekannt, bei dem ein Unbekannter mit einem Luftgewehr auf ein „Heimtier“ – in diesem Fall eine Katze – geschossen hat, das die Attacke tragischerweise nicht überlebte. Ein solches Verhalten ist zweifellos nicht tragbar und wird entsprechend strafrechtlich verfolgt.

Ich stelle jedoch die Denkweise einer Kultur in Frage, nach der die vorsätzliche Verletzung eines empfindungsfähigen Lebewesens nur dann gegen ein Gesetz verstößt, wenn es sich dabei um ein Tier handelt, welches wir zuvor willkürlich als „Heimtier“ eingestuft haben.

Gesetzeswidrig ist lediglich die unnötige Schädigung von Tieren. Die Jagdgewehrschüsse auf „Wildtiere“ oder die Bolzenschüsse auf „Nutztiere“, die in diesem Land täglich tausendfach abgegeben werden, sind deshalb tierschutzkonform, weil sie innerhalb eines unnötigen Konzeptes nötig sind.

Die Tatsache, dass Schweine wie Katzen das selbe Interesse an Freiheit, Leben und Unversehrtheit teilen, spielt auf legaler, soziologischer und kultureller Ebene keine Rolle. Wenn wir vorgeben, die Belange der nichtmenschlichen Tiere ernst zu nehmen, müssen wir uns über die immer und überall präsente Haltung hinwegsetzen, nach der einige Tiere bevorzugt werden, weil sie einer Spezies angehören, die „niedlicher“, „schützenswerter“ oder „menschennäher“ ist als andere.

Wir müssen aufhören, jedes nichtmenschliche Tier als nur ein weiteres Exemplar seiner Art anzusehen, die dem Menschen auf diese oder jene Weise nützlich ist. Wir müssen vielmehr anfangen, es als eigenständiges Individuum, als Persönlichkeit und als Wesen anzuerkennen, welches seine eigenen Interessen und Bedürfnisse hat und das Recht, sein Leben entsprechend eigenständig zu leben.


Danke an Martin Pätzold für den Hinweis.


Veröffentlicht am 22. Mai 2010