Tierschutzgesetze: Aus gutem Grund?

Eine Frau aus Trafford, England, wurde kürzlich verurteilt, weil sie einen Fisch an einen Kunden verkaufte. Dabei ging es wider Erwarten nicht um eine Fischvergiftung und auch nicht um Betrug. Es ging um das Wohl eines Tieres, welches vom britischen Gesetz insofern geschützt wird, als es verboten ist, Tiere an Jugendliche unter 16 Jahren zu verkaufen.

Der Trafford Council in Manchester hatte Informationen erhalten, nach denen in einer „Kleintierhandlung“ eine Wüstenrennmaus an einen Teenager mit einer Lernschwäche verkauft worden war. Der Council schickte daraufhin einen 14-jährigen Jungen in den Laden, um zu ermitteln, ob dort illegale Geschäfte vonstatten gingen.

Mit positivem Ergebnis: Weder die Frau noch ihr ebenfalls an Ort und Stelle beschäftigter Sohn hätten den Jungen gefragt, wie alt er sei und wie er das Tier versorgen wolle. Das Urteil sieht 1000 Pfund Geldstrafe sowie sieben Wochen nächtliche Ausgangssperre für die 66-jährige Joan Higgins vor, ihr Sohn Mark hat 120 Stunden gemeinnützige Arbeit abzuleisten. Iain Veitch, verantwortlich für die öffentliche Sicherheit beim Trafford Council, sagte:

Die vorgelegten Beweise […] zeigen deutlich, dass es unverantwortlich ist, Tiere an Menschen zu verkaufen, welche nicht alt genug sind, um sich um sie zu kümmern.

Warum sollte man sich um einen Fisch kümmern? Weil er bestimmte Bedürfnisse hat, Schmerzen wahrnehmen, physisches und psychisches Leid erfahren und sogar sterben kann. Nach dem Gesetz ist es jedoch nicht unverantwortlich, Fische in Aquafarmen zu züchten, um sie zu töten und danach zu verkaufen.

Es gibt viele Millionen lebende Belege dafür, dass Menschen kein Gewebe von Fischen essen müssen, um gesund zu bleiben. Fische werden gefangen und getötet, weil ihre Körper gut schmecken und relativ hohe Mengen bestimmter Nährstoffe enthalten. Da es daneben aber unzählige andere wohlschmeckende Lebensmittel gibt und die entsprechenden Nährstoffe auch aus anderen Quellen gewonnen werden können, liegt der menschliche Verzehr von Fisch jenseits von allem, was wir in irgendeiner Beziehung als notwendig ansehen können.

Trotzdem beruhen unsere Gesetze zum Schutz von Tieren auf einer anderen Annahme. Alles, was wir Tieren zumuten, muss nämlich aus einem „vernünftigen Grund“ heraus getan werden. Weil die Kriterien Geschmack und Nährstoffgehalt neben Wirtschaftsförderung und Traditionspflege einen ausreichenden Grund darstellen, schützt das Gesetz den Fisch nicht vor Qualen und Tod, selbst wenn diese – wie eben festgestellt – völlig unnötig sind.

Tierschutzgesetze richten sich nach der Nützlichkeit der jeweiligen Spezies für den Menschen und folglich nach der Art und Weise, wie wir sie bisher ausgebeutet haben.

Schweine nützen uns erst dann, wenn sie tot sind, deshalb muss es erlaubt sein, sie so früh wie möglich umzubringen. Hunde nützen uns nur solange sie leben, und so ist die absichtliche Tötung eines Hundes strafbar. Ausgenommen ist der Fall, in dem der „Eigentümer“ des Hundes dies veranlasst, denn sein Eigentum zu zerstören ist nach wie vor legal. Ein hundetötender Dritter verstieße auch nicht etwa gegen ein gesetzlich verankertes Recht des Hundes, sondern gegen das des „Halters“ an seinem Eigentum.


Danke an Martin Pätzold für den Hinweis.


Veröffentlicht am 11. April 2010