„Das Leid eines Tieres muss anders bewertet werden als das eines Menschen.“

Liegend in die Kamera blickender schwarz-brauner Hund

Obwohl wir nie mit absoluter Genauigkeit nachempfinden können, wie ein anderes Lebewesen Schmerzen empfindet, müssen wir davon ausgehen, dass alle Tiere, die über ein Nervensystem verfügen, Schmerz in ähnlicher Weise „wie du und ich“ empfinden. Ebenso können auch Symptome psychischer Beeinträchtigungen wie Stress, Angst oder Vereinsamung bei Tieren in Gefangenschaft beobachtet werden.

Körperlicher Schmerz dient als Warnsignal vor größeren gesundheitlichen Schäden. So folgern wir instinktiv, dass Feuer unser Leben bedrohen kann, sobald wir seine hohe Temperatur wahrnehmen. Es folgt ein Reflex, mit dem man sich so schnell wie möglich von der Gefahrenquelle zu entfernen versucht. Dieses „Alarmsystem“ wird durch Nozizeptoren (freie Nervenendigungen u.a. in der Haut) und ein Nervensystem gesteuert und ist keinesfalls nur im menschlichen Körper vorhanden.

Wir sind nicht einmal in der Lage, das Schmerzempfinden zweier Menschen miteinander zu vergleichen. Ob du und ich Schmerz auf identische Weise erleben, oder ob in dieser Hinsicht Unterschiede zwischen verschiedenen Spezies bestehen, spielt hier jedoch keine Rolle. Entscheidend ist, ob ein Lebewesen Schmerz spüren kann, nicht ob er sich mit den Wahrnehmungen einer anderen Person vergleichen lässt.

Wir empfindungsfähigen Lebewesen haben ein Interesse daran, keine Schmerzen ertragen zu müssen, ganz egal, wie unser individuelles Empfinden beschaffen ist. Und darauf kommt es an: Wir können Erfahrungen wahrnehmen, die wir nicht wahrnehmen wollen. Wir haben das selbe Interesse an einem schmerzfreien Dasein, ob nun der subjektive Eindruck von Schmerz ein einzigartiger oder ein universeller ist.

Im Übrigen sind alle Menschen Tiere, die Trennung zwischen „Mensch und Tier“ mit allen damit einhergehenden Differenzierungen ist also keinesfalls so eindeutig, wie es die Frage suggeriert. Für jedes empfindungsfähige Lebewesen sind die eigenen Schmerzen die stärksten, ist das eigene Leben das wertvollste. So muss wohl bei der Beantwortung dieser Frage unbedingt beachtet werden, wer wessen Schmerzen bewerten soll.