„Wir sollten uns zuerst um die Menschen kümmern, deren Rechte verletzt werden, bevor wir über Tiere spechen.“

Straßenmarkierung: Zwei Pfeile weisen in dieselbe Richtung

Es gibt keinen Grund, das Engagement für die Rechte menschlicher oder nichtmenschlicher Individuen getrennt zu betrachten oder dem einen oder anderen mehr Gewicht zu verleihen. Und es gibt keinen Grund, uns nicht für die Eliminierung allen unnötigen Leids einzusetzen, ungeachtet der Spezies, welcher die Leidtragenden angehören.

Bei der Offenlegung fundamentaler Rechteverletzungen kann keine Hierarchie geltend gemacht werden, nach der unter allen Betroffenen eine einzelne Gruppe willkürlich bevorzugt wird. So bleibt beispielsweise die Sklaverei ein moralisches Unrecht, ganz egal, ob es sich bei den Versklavten um dunkelhäutige oder hellhäutige, vierbeinige oder zweibeinige Erdbewohner handelt. Wenn es um die rechtliche Gleichstellung von Frauen, Kindern oder Homosexuellen geht, kann die Frage nicht lauten „Ist es nicht wichtiger, sich zuerst einmal um die Männer, um die Erwachsenen und um die Heterosexuellen zu kümmern?“

Gerechtigkeit setzt keine Entweder-Oder-Herangehensweise voraus. Wir haben die moralische Pflicht, die Interessen aller Tiere zu achten. Es ist gut und wichtig, sich für Menschen einzusetzen, aber die Behauptung, wir müssten im Zuge dessen Tieren schaden, ist nicht nachvollziehbar. Allein der Umstand, dass wir vermeiden, Tiere auszubeuten und zu konsumieren, kann uns nicht davon abhalten, anderen Menschen zu helfen. Mehr noch, indem wir die Rechte aller Tiere respektieren und für ihre Berücksichtigung eintreten, stellen wir nicht eine Spezies willkürlich über alle anderen, ersparen also nicht nur unzähligen Individuen immenses Leid, sondern tragen auch zur Aufklärung über den Speziesismus und zu dessen Auflösung bei.

Dieses Jahr werden rund 56 Milliarden Hühner, Schweine, Rinder, Schafe, Enten und andere Landtiere unnötigerweise getötet, zusammen mit mindestens ebenso vielen Wassertieren. Dennoch kümmern sich die meisten Menschen wenig um die grundlegendsten Interessen der Tiere, welche zu trivialen menschlichen Zwecken geboren und ermordet werden. Es ist möglich, sich nicht an diesem System zu beteiligen (und darüber zu sprechen), ohne dadurch an der Arbeit für Menschen in Not gehindert zu werden.

Eine Lebensweise, die den Konsum tierlicher Produkte einschließt, schadet nicht nur den direkt betroffenen Tieren, sondern wirkt sich auch auf das Leben vieler anderer Menschen aus: Der größte Teil der weltweiten Soja- und Getreideernte wird an „Nutztiere“ verfüttert, während viele Millionen Menschen unter Nahrungsmittelknappheit leiden. Die Bewässerung dieser Futterpflanzen stellt eine enorme Wasserverschwendung dar, während oft in denselben Teilen der Welt viele Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Trinkwasser haben. Auch die untrennbar mit der Tierhaltung verbundene Verschmutzung von Wasser, Luft und Land sowie die Erwärmung des Klimas sind sehr ernste Probleme, unter denen Menschen genauso wie alle Tiere und die gesamte Natur zu leiden haben.

Wenn wir uns also direkt von Pflanzen ernähren anstatt den Umweg über Tierprodukte zu gehen, schonen wir die Ressourcen dieser Erde, den Boden, die Luft und das Wasser, und schaffen dadurch die Voraussetzung, die es allen Menschen ermöglicht, genug Nahrung und Wasser zu erhalten und auch noch Generationen später in einer Umwelt zu leben, in der Anbauflächen, Grundwasser und Atemluft nicht vollständig den ökologisch katastrophalen Auswirkungen der Tiernutzung zum Opfer gefallen sind.