„Durch gleiche Grundrechte wird der Mensch auf die Tierebene herabgestuft.“

Aus Leuchtröhren geformter, abwärts zeigender Pfeil vor schwarzem Hintergrund

Die Forderung nach Tierrechten (die, da Menschen auch Tiere sind, auch allen Menschen gewährt werden) verringert nicht den Respekt für das menschliche Leben, sie vergrößert vielmehr die Achtung vor allen Lebewesen und ihren Interessen und Bedürfnissen, ohne Vorurteile und unbegründete Diskriminierung.

Manche Menschen fürchten, dass die Durchsetzung der Tierrechte den Respekt der Menschen untereinander schwinden lassen könnte, weil das menschliche Gegenüber dann entsprechend nur noch so viel wert sei „wie ein Tier“. Damit würde jedes menschliche Individuum automatisch eine Abwertung erfahren, denn zumindest in der Gegenwart gilt allgemein, dass ein nichtmenschliches Tier weniger wert ist als ein Mensch; es besitzt keine Rechte, ist meist Eigentum eines anderen und kann buchstäblich nach Lust und Laune eingesperrt oder ermordet werden. Schließlich bestünde die Gefahr, wir könnten in ein Zeitalter der Barbarei zurückfallen, wenn alle Menschen dazu berechtigt würden, sich gegenseitig „wie Vieh“ zu behandeln.

Diese Theorie geht von einem Standpunkt aus, nach dem die menschliche Spezies die absolute, von keinem anderen Wesen erreichbare Spitzenpositon über allem anderen Leben einnimmt, es also unmöglich ist, dass ein Tier einer nichtmenschliche Art die selbe ethische Berücksichtigung erfährt oder „auf die Ebene des Menschen“ emporgehoben wird. Folglich müsste, falls alle empfindungsfähigen Tiere die gleichen Grundrechte wie wir Menschen erhielten, der Mensch auf eine tiefere „moralische Ebene“ herabgestuft werden.

Bei genauerer Betrachtung spricht jedoch absolut nichts dagegen, unsere moralische Gemeinschaft zu erweitern, indem wir gleiche Interessen gleich behandeln und allen empfindungsfähigen Individuen die selben Grundrechte verleihen. Innerhalb unserer Kultur empfinden wir unnötige Gewalt gegen Angehörige bestimmter Arten (zum Beispiel Hunde oder Katzen) als Unrecht – viele von ihnen nehmen wir sogar in unsere Familien auf – und dennoch scheinen wir den Respekt voreinander zumindest nicht aus diesem Grund zu verlieren. Niemand würde behaupten, dass besagte Familien, indem sie den Hund oder die Katze als Person mit eigenen Interessen und Bedürfnissen anerkennen, „auf eine Stufe mit Hunden“ herabgesetzt werden. Vielmehr haben wir den Kreis derer, welche wir als moralisch relevant betrachten, über die Grenzen unserer Spezies hinweg erweitert. Es gibt jedoch keinen Grund, die Grenze hinter Hunden und Katzen zu ziehen, denn in Hinsicht auf das Kriterium Empfindungsfähigkeit unterscheiden sie sich nicht von Schweinen, Heringen, Enten und Rindern.

Im Verlauf der Menschheitsgeschichte fanden bereits mehrere derartige Erweiterungen unserer „moralischen Gemeinschaft“ statt: In den jeweiligen Kulturkreisen und Zeiträumen wurden dunkelhäutige, weibliche, geistig und körperlich beeinträchtigte, homosexuelle, sehr alte und sehr junge Menschen mit ihren eigenen Grundrechten versehen, und die Behauptung, durch die Gleichberechtigung von Frauen und Männern würden letztere „auf das Niveau der Frau herabgestuft“, ist offensichtlich absurd.