Wenn wir alle aufhören würden, sie zu konsumieren, wohin dann mit all den Tieren?

Wandernde Schafherde auf Grasebene

Diese Frage bezieht sich auf einen Fall, der nicht eintreten wird, denn sobald keine Nachfrage nach Tieren und ihren Produkten mehr besteht, werden wir auch aufhören, weitere von ihnen in die Welt zu setzen.

Wenn wir erfahren, dass wir Menschen jedes Jahr über 50 Milliarden Hühner, Schweine, Rinder, Schafe, Enten, Ziegen und andere Tiere töten, um ihre Leichen zu essen, stellt sich die Frage nach den Konsequenzen für all diese Tiere, würden wir mit dem Töten aufhören. Würden unsere Landschaften und Städte nicht rein rechnerisch nach wenigen Jahren mit vielen hundert Milliarden „überflüssigen“ Tieren „überschwemmt“ werden, wenn wir uns alle entschließen würden, in Zukunft vegan zu leben?

Zum Einen gilt es festzustellen, dass diese Tiere ohne menschliches Zutun gar nicht erst existieren würden. Schließlich werden sie nicht so zahlreich geboren, weil sie sich „ihrer Natur gemäß“ fortpflanzen, sondern weil wir sie in Zahlen, welche der aktuellen Nachfrage gerecht werden sollen, heranzüchten. Sobald wir anerkennen, dass empfindungsfähige Tiere einen Anspruch darauf haben, nicht als unsere Ressourcen missbraucht zu werden und wir die Institutionen der Tierausbeutung abgeschafft haben, welche voraussetzen, dass nichtmenschliche Tiere nichts anderes als unsere Ressourcen sind (analog zur Abschaffung der menschlichen Sklaverei), werden wir aufhören, Tiere zu menschlichen Zwecken zu produzieren. Auf diese Weise wird dem Problem „überschüssige Tiere“ die Grundlage entzogen. Die Frage nach „all den Hühnern“ wird in etwa so wenig dringlich sein wie heute die Frage nach „all den Rotkehlchen“.

Zum Zweiten lässt sich mit erheblicher Sicherheit voraussagen, dass ein Ende der Tierausbeutung nicht über Nacht eintreten wird. Demnach wird es kein plötzliches Ende der Nachfrage nach Tierprodukten geben, und damit keine Konfrontation mit vielen Milliarden zusätzlichen „freizulassenden Nutztieren“. Vielmehr wird eine stetig sinkende Nachfrage für ein ebenso stetig sinkendes Angebot sorgen, das heißt für immer weniger gefangengehaltene Tiere.

Drittens handelt es sich beim weitaus größten Teil der versklavten Tiere um Opfer der sogenannten Qualzüchtung, welche je nach ihrem von Menschen zugewiesenen Lebenszweck unter körperlichen Anomalien leiden¹, die ihre Körper zu profitableren Gütern machen (zum Beispiel unnatürlich große Brustmuskel bei „Masthühnern“ oder unnatürlich große Euter bei „Milchkühen“). Wird zusätzlich in Betracht gezogen, dass wiederum der Großteil aller „Nutztiere“ unter extremen Mangelerscheinungen leidet (weil beispielsweise Calcium durch die erzwungene, aber unnatürlich hohe Eier- oder Milchproduktion dem eigenen Mineralstoffhaushalt entzogen wird), würde sich das Problem einer „Plage unnützer Nutztiere“ nach kurzer Zeit selbsttätig lösen, weil praktisch alle Tiere, welche wir heute ausbeuten, aufgrund ihres körperlichen Zustands ohnehin eine nur sehr geringe Lebenserwartung haben.


¹ Diese Anomalien stellen jedoch innerhalb des Systems bereits wieder die Norm dar, obwohl das sogenannte Tierschutzgesetz die Qualzüchtung zu nichtwissenschaftlichen Zwecken verbietet (vgl. Tierschutzgesetz § 11b).