Können sich schwangere Frauen und Kinder auch gefahrlos vegan ernähren?

Frau mit Kind im Arm auf Feld

Ja. Schwangere Frauen und Kinder können alle benötigten Nährstoffe aufnehmen, ohne auf Produkte tierlichen Ursprungs zurückgreifen zu müssen.

Für eine vegane Ernährung gilt ebenso wie für alle anderen Ernährungsformen: Alle lebensnotwendigen Stoffe sollten – unter Berücksichtigung der individuellen Lebensumstände, in diesem Fall Schwangerschaft und Wachstumsalter – in ausreichender Menge enthalten sein, damit die Nährstoffzufuhr sichergestellt und die Ernährungsform damit für den Organismus geeignet ist. Wird mindestens ein Nährstoff nur unzureichend zugeführt, kann ein Mangel entstehen, hier stellt die vegane Ernährung keine Ausnahme dar.

Die Academy of Nutrition and Dietetics, der weltweit größte Zusammenschluss von Ernährungswissenschaftlern, stellt in ihrem Positionspapier aus dem Jahr 2016 fest, „dass bedarfsgerecht geplante vegetarische Ernährungsformen einschließlich der veganen gesundheitsfördernd und ernährungsphysiologisch angemessen sind und sogar gesundheitliche Vorteile bei der Vorbeugung und Behandlung einiger Krankheiten bieten können. Diese Ernährungsformen sind geeignet für alle Lebensabschnitte, darunter Schwangerschaft, Stillzeit, Säuglingsalter, Kindheit, Entwicklungsjahre und späteres Erwachsenenalter als auch für Leistungssportler.“¹

Während schwangeren Frauen allseits zum Verzehr von viel frischem Obst und Gemüse, Getreide und Nüssen geraten wird, scheinen tierliche Nahrungsmittel eher potenziell gefährlich für Mutter und Kind zu sein, vor allem dann, wenn sie „im natürlichen Zustand“, also frisch und unbehandelt, verzehrt werden. Die Zeitschrift „Eltern-Ratgeber“ empfiehlt demnach:²

  • „Bei Wurstwaren oder Produkten aus Fleisch und Geflügel immer an der Theke nachfragen oder auf die Zutatenliste sehen. Denn auch Mettwurst, Rauchfleisch, Teewurst, Salami, Wurst- und Fleischpasteten enthalten rohes Fleisch!“
  • „Sushi mit Fischinhalt ist während der Schwangerschaft tabu. Auch bei Räucherfisch ist Vorsicht geboten.“
  • „Beim Frühstücksei sollte das Eigelb fest sein. Spiegeleier immer beidseitig anbraten. Alle Speisen mit rohen Eiern (Tiramisu zum Beispiel) wegen der Salmonellengefahr jetzt meiden.“
  • „Bei Milch und Milchprodukten immer pasteurisierte oder sterilisierte Ware kaufen. Auf Weichkäse wie Camembert, Romadur oder Brie lieber verzichten. […]“

Können wir also folgern, dass eine Gruppe von Nahrungsmitteln unbedingt und „natürlicherweise“ während der Schwangerschaft eines Säugetiers (hier: des Menschen) konsumiert werden muss, diese Produkte aber vorher sorgfältigst erhitzt, pasteurisiert oder sterilisiert werden müssen?

Je vollwertiger, abwechslungsreicher und breiter gefächert die zugeführte Nahrung ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dem Körper alle notwendigen Stoffe auch bereitgestellt werden (dies gilt im Übrigen wieder einmal für alle Ernährungsformen). Alle Nährstoffe, welche in Fleisch, Milch oder Eiern enthalten sind, können in ausreichender Menge aus pflanzlichen beziehungsweise mineralischen oder aus mittels Pilzen oder Bakterien fermentierten Quellen bezogen werden.


¹ Positionspapier der Academy of Nutrition and Dietetics (PDF)
² Eltern-Ratgeber Arzt und Schwangerschaft, Ausgabe Juli 2011 – November 2011, G+J Zeitschriften-Verlagsgesellschaft mbH, München