„Weil wir die Körper der Tiere essen (oder anderweitig verwerten), ist deren Tötung gerechtfertigt.“

Hase im Gras vor unscharfem Hintergrund

Wenn dies wirklich die einzige Rechtfertigung sein sollte, wäre auch der Mord an anderen Menschen gerechtfertigt, solange wir ihre Leichen essen, Schuhe aus ihrer Haut herstellen oder die übrigen Organe anderweitig einsetzen. Falls wir uns nicht gerade in einer extremen Ausnahmesituation befinden, stehen uns darüber hinaus ausreichende Alternativen zur Verfügung, für deren Herstellung keine Tiere vorsätzlich zu Schaden gekommen sind – durch diese Verfügbarkeit allein verlieren scheinbare Rechtfertigungen wie diese jegliche Bedeutung.

In Wirklichkeit liefert uns auch nicht die Verwertung der Körper, sondern die Zugehörigkeit zu einer anderen Spezies den Scheingrund für die Legitimation unserer systematischen Gewalt an nichtmenschlichen Tieren. Wie sonst wäre zu erklären, dass der Kannibalismus als eines der moralisch verwerflichsten Verbrechen überhaupt gilt, und dass Menschen wie Jeffrey Dahmer lebenslängliche Haftstrafen verbüßen müssen (obwohl er seine Opfer regelmäßig zumindest teilweise verzehrt hat) und sogar als „Monster“ oder „Bestien“ in die Geschichte eingehen? Falls der Verzehr der Leichen – unabhängig von der Spezies der Opfer – das Töten rechtfertigen würde, könnten wir unmöglich einen Völkermord verurteilen, wenn die Täter ihre Opfer, anstatt sie zu verbrennen oder in Erdgruben zu verscharren, zu Nahrung verarbeiten würden. Wollen wir ehrlich sein, müssen wir jedoch zugeben, dass ein solches Verhalten die Mörder wohl nur noch „unmenschlicher“ aussehen lassen würde.

Davon abgesehen müsste die selbe Behauptung auch für Hunde, Katzen und Individuen anderer Arten gelten. Trotzdem empfänden es die meisten Verfechter dieses Arguments – unter sonst gleichen Bedingungen – als grausam und unnötig, einen Hund zu töten, um ihn dann zu essen.