Ist eine vegane Ernährung nicht mit Risiken verbunden?

Verschiedene Gefäße mit kleingeschnittenem bunten Gemüse und Zitrusfrüchten

Der menschliche Organismus kann durch eine vegane Ernährung mit allen benötigten Nährstoffen in ausreichender Menge versorgt werden. Selbstverständlich können durch die unzureichende Zufuhr einzelner Stoffe Mängel auftreten, dies ist jedoch kein spezielles Problem einer bestimmten Art der Ernährung, sondern gilt in selbem Maße für alle Ernährungsformen.

Der Schritt zum Veganismus geht meist mit einer enormen Intensivierung der Selbstinformation und Weiterbildung einher: Was bedeutet E 120? Warum gibt es in unseren „Tierheimen“ immer weniger Platz? Was ist eigentlich drin in meinen Lieblingskeksen? Wo kommt das Leder für die Schuhe her? Wenn es so viele „Legehennen“ gibt, wo sind dann all die Hähne? Und vor allem: Wenn ich meine Ernährung umstelle, wie lange überlebe ich das? Fast automatisch bekommen vegan lebende Menschen einen erweiterten Blick nicht nur für die ökologischen und ökonomischen Zusammenhänge zwischen Produktion und Konsum, sondern auch für die Mythen und Fakten der Ernährungswissenschaft.

Während die meisten nichtveganen Menschen einfach davon ausgehen, dass alle benötigten Nährstoffe in ihrer Nahrung prompt auch enthalten sind, solange sich nur Fleisch, Milch, Eier und etwas Gemüse darunter befinden, bringt es die Umstellung auf eine vegane Ernährung fast unweigerlich mit sich, dass ein genauerer Blick auf die Materie geworfen wird. Daraus resultiert oft eine Kenntnis vom menschlichen Bedarf an den lebenswichtigen Proteinen, Vitaminen, Mineral- und anderen Nährstoffen, die über diejenige hinausgeht, welche uns durch Binsenweisheiten und Werbung vermittelt wird.

In keinerlei Hinsicht ist es für menschliche Wesen notwendig, Produkte tierlicher Herkunft zu verzehren. Im Gegenteil, dieser Nahrungsmittelsektor gerät zunehmend in Verdacht, für viele der – seit Beginn der industriellen Tierwirtschaft immer häufiger auftretenden – „Zivilisationskrankheiten“ mitverantwortlich zu sein. Es ist inzwischen unbestritten, dass bei Menschen, welche sich ohne tierliche Produkte ernähren, sehr viel weniger Fälle von Adipositas, Typ-2-Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Krebs und anderen Krankheiten auftreten. Darüber hinaus entfällt praktisch jedes Risiko auf eine Lebensmittelvergiftung, da diese nahezu ausnahmslos auf tierliche Nahrungsmittel zurückzuführen sind.

In ihrem Positionspapier aus dem Jahr 2016 bestätigt die Academy of Nutrition and Dietetics, die weltgrößte ernährungswissenschaftliche Organisation, „dass bedarfsgerecht geplante vegetarische Ernährungsformen einschließlich der veganen gesundheitsfördernd und ernährungsphysiologisch angemessen sind und sogar gesundheitliche Vorteile bei der Vorbeugung und Behandlung einiger Krankheiten bieten können. Diese Ernährungsformen sind geeignet für alle Lebensabschnitte, darunter Schwangerschaft, Stillzeit, Säuglingsalter, Kindheit, Entwicklungsjahre und späteres Erwachsenenalter als auch für Leistungssportler.“¹

Eine vegane Ernährung ist also wie jede beliebige andere Ernährungsform genau dann mit Risiken verbunden, wenn die Zufuhr aller lebensnotwendigen Nährstoffe nicht gewährleistet wird. Unter diesen Nährstoffen befindet sich jedoch kein einziger, welcher ausschließlich durch den Verzehr von Muskelgewebe, artfremder Muttermilch oder Vogeleiern aufgenommen werden könnte.